Ein neues Kapitel für die DGG

Der Abstimmungsprozess hat etwas länger gedauert, wurde aber nun erfolgreich abgeschlossen: Die „Sektorspezifische Leitlinie zum integrierten Pflanzenschutz im Haus- und Kleingartenbereich“ ist fertig. Sie hat das Anerkennungsverfahren, das der Nationale Aktionsplan Pflanzenschutz (NAP) vorgibt, durchlaufen, wurden vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft anerkannt und ist auf der NAP-Homepage https://www.nap-pflanzenschutz.de/integrierter-pflanzenschutz/leitlinien-ips/ seit Frühjahr 2020 veröffentlicht.

Sie fragen sich nun, was hat diese Leitlinie mit „einem neunen Kapitel der DGG“ zu tun? Ganz einfach: Der Prozess zur Formulierung der Leitlinie, hat deutlich gemacht, dass die Rolle der DGG als Fürsprecher für den Freizeitgartenbau an Bedeutung gewinnt. Insbesondere, wenn es um die originären gärtnerischen Tätigkeiten im Haus- und Kleingartenbereich (HuK) geht.

Das Augenmerk auf den Freizeitgarten hat sich verändert: Einerseits ist allen klar, dass der HuK ein Hotspot der Biodiversität ist und dort viele Antworten auf die drängenden Fragen unserer Zeit zu finden sind. Naturgemäß und vielfältig gestaltete Gärten bieten in Dörfern und Städten Oasen für Insekten, bieten Nahrung und Unterschlupf, beeinflussen das Klima positiv, tragen zum Bodenschutz bei, können regionaler Nahrungslieferant auf kurzen Wegen sein, tragen zum Artenschutz und -erhalt bei, fördern das Erscheinungsbild und erhöhen die Lebensqualität, und, und , und. Anderseits steht der HuK vielfach in der Kritik. Dem Freizeitgärtner wird häufig – und das oft völlig grundlos – vorgeworfen, dass er es mit der naturgemäßen Bewirtschaftung seines Gartens nicht so ernst nimmt, falsche Pflanzen auswählt, zu viel düngt, zu viel spritzt, Flächen versiegelt oder der Garten nur noch aus Splittbeeten und Rasen besteht. Wie so häufig steht die negative Sichtweise mehr im Focus der öffentlichen Wahrnehmung, als die Positive. Wenn es um Restriktionen in Bezug auf Pflanzenschutz, Düngen oder Bodenschutz geht, wird der Freizeitgarten allzu oft mit Intensivgartenbau oder – landwirtschaft in einen Topf geworfen und Forderungen nach Totalverboten kommen von allen Seiten. Die Diskussionen werden meist sehr emotional und medienwirksam geführt.

Im politischen Raum werden zunehmend Gesprächskreise initiiert, in denen die Freizeitgärtner vertreten sein müssen (u.a. Forum Nationaler Aktionsplan, Runder Tisch „Aktionsprogramm Insektenschutz“, Torfminderungsstrategie). Es ist wichtig, dass der Freizeitgartenbau mitwirkt, für sich selbst spricht, seine Positionen darlegt, falsche Sichtweisen richtigstellt, zu sinnvollen Lösungsansätzen beiträgt und diese dann auch in die Fläche trägt. Hier ist die DGG, vereint mir ihren großen und starken Mitgliedverbänden, gefragt.

Im NAP wurden Leitlinie zum integrierten Pflanzenschutz aus allen Bereichen des Gartenbaus und der Landwirtschaft gefordert. So galt es auch Leitlinien für den HuK-Bereich zu formulieren. Auf Initiative der DGG-Mitgliedsverbände haben sich über 30 Vertreter der DGG, berufsständischer Verbände und zahlreicher Behörden in der sogenannten „Kasseler Runde zum NAP im HuK“ zusammengefunden. Wie eingangs schon erwähnt hat es etwas länger gedauert bis die Leitlinie anerkannt wurde, der gesamte Abstimmungsprozess bis dahin, war aber ein sehr guter. Die Zusammenarbeit in der „Kasseler Runde“ – die es in dieser Form so noch nie gab – ist für alle beteiligten eine tolle Erfahrung und ist, was natürlich am wichtigsten ist, zielführend! Die „Kasseler Runde“ ist breit aufgestellt, verfügt über eine gute Expertise, alle Teilnehmer bringen sich aktiv ein: So kann ein guter Konsens gefunden werden.

In dieser oder ähnlicher Form sollte die DGG auch weiterhin für die Belange der Mitglieder und der Mitgliedsverbände eintreten. Für den Freizeitgartenbau wichtige Themen müssen sachlich und fachlich vertreten werden. So kann die Wertschätzung für den Freizeitgartenbau gesteigert und der Blick von Gesellschaft und Politik geschärft werden.

Im DGGjournal von Dezember 2019 war zu lesen „Das 21. Jahrhundert wird das Jahrhundert der Umwelt sein!“. Dabei spielen Haus- und Kleingärten eine wichtige Rolle. Diese Rolle, sollen sie – bei Bewirtschaftung nach naturgemäßen Grundsätzen und Gesichtspunkten einer guten fachlichen Praxis – auch weiterhin einnehmen. Freizeitgärtner leisten einen wichtigen Beitrag für die Umwelt. Sie helfen mit, Gartenkultur und Vielfalt in den Dörfern und Städten zu erhalten.

Monika Lambert-Debong