Der „DGG-Buchpreis 2018“ wird verliehen an ein außergewöhnlich kreatives Trio aus Schweden für das Buch „Dünger“, erschienen im Kosmos Verlag, Stuttgart.
Geschaffen haben es die Autorin, Gartengestalterin und passionierte Hobbygärtnerin Tina Råman, einer der renommiertesten Fotografinnen für Mode und Lifestyle Ewa-Marie Rundquist und Kunst-Direktorin Justine Lagache.
Tina Råman steht mit beiden Beinen im Garten – vermutlich mit einem im Beet und mit dem anderen im Mist und schreibt sehr leidenschaftlich über eine Materie, mit der sie sich bestens auskennt. Die zwei Mitgestalterinnen des Buches teilen diese Leidenschaft fürs Gärtnern und setzten dafür Pflanzen, Tiere, Menschen sowie Gartenutensilien poesievoll in Szene.
Dieses Werk ist kein Gartenbuch mit genauen Angaben und exakten Tabellen. Es bietet jedoch einen unkomplizierten Einstieg zu einem Thema, das uns alle angeht, ob als Gartenliebhaber, aber auch und vor allem als Konsument. Dafür erfinden die Autorinnen die Welt der Dünger nicht neu. Viele der vorgestellten Arten und Methoden sind lange bekannt, weltweit erprobt. Und doch werden sie selten in Bezug auf ihre Auswirkungen auf die Umwelt so verständlich beschrieben. Es schwingt in jedem Wort die große Zuneigung zu Pflanzen und Natur und die Liebe zum Gärtnern mit.
Zudem kommen im Buch noch ganz besondere Menschen zu Wort – mit viel Gespür für Boden und pflanzliche Vielfalt.
Das Buch-Cover wie auch die Seiten sind eine Augenweide. Sie bestechen durch einen hohen Anspruch an Ästhetik. Das gesamte Buch ist reich mit wunderschönen Fotografien bebildert und mit sehr ansprechenden Zeichnungen auf qualitativ hochwertigem Papier in attraktiver Typografie hergestellt.
Freuen Sie sich auf ein Lesevergnügen mit zahlreichen, praktischen Tipps und voller Inspirationen für ein reiches, nachhaltiges Pflanzenwachstum auf einem gesunden, lebendigen Boden.
Tina Råman; Ewa-Marie Rundquist; Justine Lagache
DÜNGER. Kraft für Boden und Pflanzen
978-3-440-15431-1
www.kosmos.de
In die Top 5 der besten Gartenbücher hat das Buchpreis-Kuratorium gewählt:
„Brennnesseln – Ein Portrait“ von Ludwig Fischer
Kinder fürchten sie, Gärtner hassen sie ihrer unheimlichen Widerständigkeit wegen, Naturliebhabern sticht sie nicht ins Auge, sondern piekst sie an den bloßen Sommerbeinen: Die Brennnessel ist wahrlich keine Pflanze des Rampenlichts. Und der Hang, sie aus dem Garten zu entfernen, mit Stumpf und Stiel, sie höchstens der Schmetterlingsraupen wegen in den versteckten Kompostecken ihr Dasein fristen zu lassen, ist wohl jedem gradlinigen Gartenbauer eigen.
Die im Lateinischen mit URTICEAE bezeichnete Pflanze und ihre allein in Europa auf 13 bezifferten Arten mit ihren feinen Nesselhärchen sind gemeinhin ein Graus.
Nicht allerdings dem Literaturwissenschaftler und Landschaftstheoretiker, Schriftsteller und Kräuterexperten Ludwig Fischer. Er pflanzt die Brennnessel mit Bedacht an – in seinem Schaugarten ist dem Gewächs ein gut abgestecktes Plätzchen unter dem Apfelbaum gewidmet, und seiner Lieblingspflanze hat er nun obendrein eine 170 Seiten starke Ehrenrettung geschenkt. „Spät bin ich den Brennnesseln nahe gekommen“, so beginnt Fischer sein Pflanzen-Porträtbuch und nähert sich diesem meisterhaften Überlebenskünstler zunächst über eigene Nesselerfahrungen im Garten. An den Rändern des Grundstücks um sein altes Bauernhaus herum standen und stehen diese Wildstauden und wurden seinerseits auch nicht entfernt, nur gestutzt. Aus diesem Dulden wurde über die Jahrzehnte ein bewusstes Pflanzen und Beobachten sowie ein historisches Recherchieren nach den Ursprüngen und Verwendungen der Pflanze.
Schönheit und Gelehrtheit zwischen Kraut und Kultur: All dies kommt zusammen in diesem Buch, das im Kern eine fundamentale Erzählung vom Verhältnis des Menschen zur großen Nessel ist. Und nach dessen Lektüre sich die Brennnessel neu denken lässt, grad im Frühjahr, wenn der erste Blick über das beginnende Grün schweift und die Feinplanung der Pflanzung und Rodung gemacht wird. Weshalb nicht ein Eckchen der Nessel widmen?
Ludwig Fischer
Brennnesseln. Ein Portrait.
ISBN 978-3-95757-407-7
www.matthes-seitz-berlin.de
„FLORA. 3000 Jahre Pflanzendarstellung in der Kunst“ herausgegeben von Victoria Clarke
Wenn schon ein Kunstband, dann genau einer wie dieser: Bei der Deutschen Verlags-Anstalt ist 2017 ein echtes Prachtstück erschienen, dem ein derartiger Name wirklich gebührt. ,Flora‘ will die botanische Illustration dokumentieren, ist jedoch weit mehr: Es ist grandios und einzigartig, wie hier 3000 Jahre Pflanzendarstellung gefeiert und botanische Kunstwerke in einer exzellenten, bestechenden Druckqualität versammelt werden. Umhüllt von einem Schutzumschlag mit ,floralem Blickfänger‘, wirkt es fein gebunden: Garantiert kann man sich dann auf jeder Seite von neuem überraschen lassen und fühlt sich entführt auf eine visuelle Reise, zu einer Begegnung mit allen Arten faszinierender Pflanzendarstellung in der Kunst – von Malerei, Grafik, Holzschnitt, Lithografie bis hin zur Fotografie und moderner Computertechnik.
Ein Staunen über die Vielfalt der Bilder und deren kultureller Bedeutung für Wissenschaft, Kunst und Geschichte kann so entstehen und stattfinden.
Dieses Buch ist ein ganz besonderes und insgesamt sehr empfehlenswert, man nimmt es trotz seines beachtlichen Gewichts immer wieder gern zur Hand. Es gewährt nicht nur botanisch Interessierten facettenreiche kulturelle Ein- und Weitblicke in die Welt der Pflanzen.
FLORA. 3000 Jahre Pflanzendarstellung in der Kunst.
ISBN 978-3-421-04051-0
www.randomhouse.de
„Mein ungezähmter Garten. Die 100 besten heimischen Pflanzen zum Verwildern“ von Norbert Griebl
Schon dieser Titel macht neugierig: Der Begriff ,ungezähmt‘ kann doch nicht als ,unordentlich‘ gemeint sein, werden doch 100 heimische Pflanzenarten vorgestellt. Heimisch meint Pflanzen, die in Mitteleuropa bereits vor dem Jahr 1492 verbreitet waren.
In dem vorliegenden Buch wird jede Pflanzenart mit gültigen botanischen Namen und ihrer Familienzugehörigkeit vorgestellt. Der Leser erhält zu jeder Pflanzenart wissenswerte Informationen, über Standort- und Bodenansprüche, Verwendung, Vermehrung, besondere Merkmale, Nutzen für die Tierwelt, Artenschutz und passende Partner.
Mit dem Buch werden besonders ökologisch interessierte Gartenbesitzer angesprochen.Der Autor, ein Gärtner aus Leidenschaft, wie er sich selbst bezeichnet, vertritt die Auffassung „der vielfältige Garten darf auch etwas wild sein – kontrolliertes Verwildern ist explizit erlaubt.
“Hier geht es also um die schönen Wilden. Gartenbesitzer, die den Einzug von heimischen Pflanzen in ihren Garten zulassen, fördern und wenn notwendig lenkend eingreifen, können sich auf den Besuch von Schmetterlingen, Wildbienen, Hummeln und Co. freuen.
Insgesamt ein empfehlenswertes Fachbuch, basierend auf langjähriger Erfahrung des Autors im Umgang mit den schönen Wilden. Das Format handlich, die Dokumentation ansprechend, der Preis erschwinglich. Ein Buch, welches Privatpersonen Freude bereitet und für Bibliotheken eine fachliche Bereicherung darstellt.
Norbert Griebl
Mein ungezähmter Garten. Die 100 besten heimischen Pflanzen zum Verwildern.
ISBN 978-3-258-08001-7
www.haupt.ch
„Schattenstauden. Die dunkle Seite Ihres Gartens“ von Katrin Lugerbauer
„Denn die einen sind im Dunkeln, und die andern sind im Licht. Und man siehet die im Lichte, die im Dunkeln sieht man nicht.“Die letzte Strophe der ,Moritat von Mackie Messer‘ aus der Dreigroschenoper von Bertold Brecht passt gut zu dem Verhältnis, in dem die Zahl der Bücher über Schattenstauden zu der über lichtliebende Stauden steht. Überwiegend wendet sich die Fachliteratur den lichterfüllten Lebensbereichen zu, dem Schatten sind nur wenige Bücher gewidmet. Als ob es dort nichts zu entdecken, keine reizvollen Pflanzen gäbe. Katrin Lugerbauer beweist mit ihrem Buch das Gegenteil.
Beim ersten Durchblättern faszinieren zunächst die Fotos, die fast alle von der Autorin stammen. Ein bemerkenswertes Detail – werden doch heute in vielen Gartenbüchern die Fotos von bekannten Gartenfotografen beigesteuert, während den Gärtnern die fachlichen Erläuterungen vorbehalten sind. Die Fotos zeigen eine Vielfalt an Formen, Strukturen und Farben bei den Schattenstauden, die der Nichtfachmann sicher nicht erwartet. Und sie zeigen beeindruckende Gartensituationen, die mit Schattenstauden gestaltet wurden. Es sind keine wenig inspirierenden, grünen Ecken, nein, die Flächen haben Struktur, Fülle und – auch wenn man es nicht erwartet – Farbe.
Alles in allem macht das Buch Lust auf einen schattigen, gut gestalteten Platz im Garten. In Deutschland gibt es ja eine gewisse Sehnsucht nach dem Süden, nach Licht und Wärme, aber – ohne den Zeigefinger erheben zu wollen – wenn uns der Klimawandel im Sommer immer mehr heiße Tage beschert, wird auch die Wertschätzung für den Schatten steigen. Für die Gestaltung dieses Rückzugsortes ist dem Buch von Katrin Lugerbauer eine breite Leserschaft zu wünschen.
Katrin Lugerbauer
Schattenstauden. Die dunkle Seite Ihres Gartens.
ISBN 978-3-8001-0831-2
www.ulmer.de
„Wird das was – oder kann das weg? Erwünschte und unerwünschte Gartenpflanzen erkennen“ von Bärbel Oftring
„Wird das was – oder kann das weg?“ Die Antwort auf die Fragestellung des Buchtitels lautet: grundsätzlich wird ,Alles‘ immer ,Was‘. Es gilt lediglich zu entscheiden, was man wo im Garten wachsen lassen möchte.
Hier will uns die Diplom-Biologin Bärbel Oftring in ihrer neuesten Publikation mit bestem Rat zur Seite stehen. Sie ist passionierte Gärtnerin. Ihr Studium mit den Schwerpunkten Zoologie, Botanik und Paläontologie macht sie zu einer wissenschaftlich fundierten Gartenexpertin. In bislang 140 Titeln hat sie das eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Insbesondere wendet sie sich an Kinder und an Garten-Anfänger. Aber sie weiß selbst gestandenen Gärtnern so manches Vorurteil zu entkräften.
Bei dem derzeitigen Massensterben der blütenbestäubenden Fluginsekten sollte jeder Gartenfreund etwas tun, um diesen Speziae das Überleben zu sichern. Oftring beschreibt immer wieder den großen Nutzen für Mensch und Umwelt, der in den sogenannten ,Unkräutern‘ steckt.
Der Leser findet hier eine exzellente Handlungsanweisung für eine tätige Naturliebe. „Hic Hortus – hic salta!“ könnte man in Abwandlung des Äsopschen Spruches ausrufen. Dieses Buch ist aus unserer Sicht für den ernsthaften Gartenfreund ebenso wichtig wie ein guter Spaten oder eine scharfe Gartenschere.
Bärbel Oftring
„Wird das was – oder kann das weg?“ Erwünschte und unerwünschte Gartenpflanzen erkennen.
ISBN 978-3-440-15303-1
www.kosmos.de
Foto: Autoren, Verlagsvertreter und das Buchpreis-Kuratorium feiern die Auszeichnungen.
Bildnachweis: DGG