Buchpreis und Top 5 der besten Gartenbücher 2019

Der DGG-Buchpreis 2019 wird vom DGG-Buchpreiskuratorium an den erfahrenen Züchter und Wildobstexperten Hans-Joachim Albrecht aus Berlin für das Buch “Wildes Obst – Seltene Arten für den Garten“ verliehen. Es ist bei blv Buchverlag, München 2018 erschienen.

 

Spaltkölbchen, Rosinenbaum, Schokoladenwein – auch in gut sortierten Obstabteilungen von Supermärkten hat man keine Chance, sie zu entdecken. Ihre Namen machen aber neugierig und das Buch von Hans-Joachim Albrecht ist so etwas wie ein Wanderführer, wenn man zu den entsprechenden Pflanzen auf Entdeckungsreise gehen und sie kennenlernen möchte. Denkt man an wildes Obst, dann fallen einem sicher Brombeeren, Heidelbeeren, Nüsse oder Waldhimbeeren ein. Die Zahl essbarer Früchte ist natürlich viel größer, aber häufig unbekannt. Manche begegnen uns als Ziergehölze in Parkanlagen und werden gemeinhin nicht als essbar wahrgenommen, wie Kornelkirschen, Felsenbirnen oder Maulbeeren. Und es gibt die wiederentdeckten und die neu entdeckten Wildobstarten.

Erstere wurden früher durchaus genutzt und sind nur etwas der Vergessenheit anheimgefallen. Letztere bereichern erst seit wenigen Jahren den potentiellen Obstkorb, weil sie vorher unter unseren Bedingungen nicht anbauwürdig waren oder von Baumschulen nicht vermehrt wurden.

Hans-Joachim Albrecht beschreibt fast 90 Wildobstarten hinsichtlich ihrer Heimat, ihres Wuchses und der botanischen Merkmale und geht dann näher auf die Früchte, ihre Inhaltsstoffe und ihre Verwendung ein. Die Beschreibungen sind knapp gehalten, klar gegliedert und sachlich, wodurch sich das Buch sehr angenehm von manch anderen Gartenbüchern unterscheidet, denen eine gewisse Aufgeregtheit zu eigen ist, wo durch häufige, gedruckte Merkzettelchen oder die allerneuesten Geheimtipps noch Informationen transportiert werden sollen. Man spürt beim Lesen, dass hier jemand schreibt, der mit dem Gegenstand tief vertraut ist. Besonders wertvoll sind die Sortenempfehlungen. Bei der geringen Bekanntheit mehrerer Arten kann man nicht erwarten, in der Baumschule oder im Pflanzenmarkt auf die besten Sorten zu treffen oder hierzu eine Beratung zu erhalten. Man wird suchen müssen, sicher auch im Internet, und dafür dürfte die Sortenempfehlungen ein sehr guter Leitfaden sein.

Das Buch regt auch an, zu experimentieren. Durch die veränderten Klimaverhältnisse und dank neuer Züchtungen kann man heute versuchen, auch Arten auszuprobieren, deren Anbau in unseren Breitengraden früher keinen Sinn machte. Beispielshaft erwähnt seien Dattelpflaumen und die Jujube. Neben solchen Exoten enthält das Buch auch viele bekannte und verbreitete Obstarten, wobei der Fokus aber auf den Wildarten liegt. Auch diese sind einer Entdeckung wert. Den Beschreibungen der Arten sind Abbildungen aus alten Botanikbüchern zur Seite gestellt. Sie sind ein ästhetischer Genuss.

Wer sich mit dem Gedanken trägt, Wildobst in seinen Garten zu holen, wird sich auch die Frage stellen, wie der Anbau erfolgen sollte. Hans-Joachim Albrecht schreibt in den einleitenden Kapiteln: „Viele Gartenbesitzer gehen mit Freude in den Garten, um vom Strauch einige Früchte zu naschen“. Dazu gibt es fast am Ende des Buches eine Naschobst-Tabelle. Sich dem Thema mit dieser spielerischen Leichtigkeit zu nähern, ist doch wirklich eine verlockende Aussicht. (IH)

Hans-Joachim Albrecht

WILDES OBST Seltene Arten für den Garten

ISBN 978-3-8354-1855-4

 30 €

In die Top 5 der besten Gartenbücher hat das Buchpreis-Kuratorium gewählt:

„Schmetterlinge in meinem Garten. Falterfreundlich gärtnern mit den richtigen Pflanzen“

Der dramatische Rückgang der Schmetterlinge, Bienen und vieler anderer Insekten ist eine ökologische Katastrophe: Bläulinge, Schwalbenschwanz und viele andere sind selten geworden. Grund dafür ist u.a. der Einsatz von Pflanzenschutzmittel (in der Landwirtschaft, aber auch in Gärten) und der Verlust von Schmetterlingspflanzen. Dazu gehört nicht nur die nektarspendende Blütenflora für die adulten Falter, sondern vor allem verschiedene Futterpflanzen für die Raupen. Denn diese sind äußerst wählerisch: Viele Raupen fressen nur eine einzige und ganz bestimmte Pflanze – wo die nicht wächst, kann es auch den betreffenden Schmetterling nicht geben. Der weit verbreiteten Brennnessel haben wir es zu verdanken, dass Tagpfauenauge und Kleiner Fuchs überhaupt noch recht häufig sind. Dem wichtigen Thema Schmetterlinge hat sich Bruno P. Kremer, leidenschaftlicher Biologe, promovierter Naturwissenschaftler und renommierter Buchautor in seinem aktuellen, bilderreichen Buch gewidmet.

Darin stellt er ausführlich 40 verschiedene Schmetterlingsarten wie Zitronenfalter, Goldene Acht, Kleiner Eisvogel und Brauner Bär vor, die im Garten wirksam gefördert werden können – nicht nur durch falterfreundliches Gärtnern mit sommerbunten Hochstaudenbeet, Naschecken, Totholzhaufen, dem Vermeiden von übertriebener Ordnung und Bodenbearbeitung oder dem Bau eines Schmetterlings-Schlafsaals, sondern auch durch die Wahl der richtigen Pflanzen.

80 dieser Pflanzen für Schmetterlinge, allesamt geeignet für den Garten und auch für den Balkon, stellt der Autor ausführlich vor – dazu gehören so bekannte Kräuter wie Schnittlauch, Lavendel, Borretsch und Beinwell, aber auch viele heimische Wildblumen wie Rote Lichtnelke, Wiesen-Primel, Moschus-Malve, Wiesen-Margerite und Nachtviole bis hin zu Gehölzen (Weiße Schneebeere, Liguster oder Seidelbast, hochgiftig).

Zu jedem Pflanzenporträt gibt es neben der botanischen Beschreibung einen Gartentipp und einen Falterbonus. Sie lesen zum Beispiel, dass der Natternkopf für 50 verschiedene Falterarten wichtig ist, dass fünf Falterarten nur dort leben, wo Gänseblümchen wachsen und dass die Vogel-Wicke, oft ja verschrien als lästiges Unkraut, gar die einzige Futterpflanze von fünf Bläuling-, Weißling- und Gelblingarten ist.

Gern habe ich auch das umfassende einleitende Kapitel gelesen, in dem der Autor ausführlich die Biologie der Schmetterlinge und der Schmetterlingsblumen darlegt: Haben Sie gewusst, dass der Falterrüssel hydraulisch aus- und automatisch wieder eingerollt wird und dass das Anbieten von Nektar ein ziemlich egoistischer Deal der Pflanzen auf der einfachen Beziehungsbasis Beköstigung gegen Bestäubung ist?

Bei so viel vermittelndem Wissen wie in diesem Buch auf 208 Seiten inklusive Blüh- und Falterflugkalender sehnt man schnell das kommende Frühjahr herbei, um diese Schmetterlingspflanzen im eigenen Garten anzusiedeln – auf das die Falter kommen mögen. (BO)

Bruno P. Kremer: Schmetterlinge in meinem Garten. Falterfreundlich gärtnern mit den richtigen Pflanzen.

ISBN 978-3-258-08054-3

29,90 €

www.haupt.ch

„Ein großer Garten“ von Gilles Clément & Vincent Gravé

„Ein großer Garten“ ist im Prestel-Verlag erschienen. Das allein lässt schon erahnen, dass es sich weniger um ein Gartenbuch im engeren Sinn als vielmehr um ein Kunstbuch handelt. Es nähert sich dem Thema Garten auf durchweg ungewöhnliche Weise – und genau darin ist seine Stärke und Besonderheit zu sehen. Beim Aufklappen ist es so, als habe man zwei DIN A3-Zeichenblöcke im Querformat nebeneinander liegen.

Die Texte des renommierten Landschaftsarchitekten Gilles Clément sind kurz. Sie stehen jeweils auf der linken Seite und sind nach Monaten von Mai bis April organisiert. Clément schreibt mal poetisch, mal informativ und bisweilen auch ungeheuer komisch. Zwar geht es auch um typisch gärtnerische Themen wie den Boden, das Einteilen der Beete und um die Vielfalt der Insekten im Garten, doch wird ebenso in die Sterne geschaut, über die Folgen der Eisschmelze nachgedacht und das Bild des Gärtners – und auch das des Gärtnerns – gründlich durcheinandergewirbelt.

Dieser Effekt wird umso stärker, als die Bilder auf der rechten Seite in lustvoller Spannung zu den Texten stehen. Gestaltet sind sie von dem Zeichner Vincent Gravé, der eine bunte Welt des Gartens kreiert, die einfach nur in Erstaunen versetzt. Auf seinen Bildern tobt das Leben. Überall wimmelt und wuselt, sprießt, brummt und gedeiht es, wobei die Grenzen vom Realistischen zum Phantastischen mehr als einmal überschritten werden.

Das Buch enthält, neben einem humorvollen ‚Entspannt Euch‘ an alle Gärtner dieser Welt, eine klare Botschaft: „Gärtnern heißt zu verstehen, was passiert, und auf das zu reagieren, was nicht vorhersehbar war.“ Dass die Bildseiten nicht gerahmt sind und die Zeichnungen keinen Garten im Wortsinn (‚Garten‘ als ‚eingehegtes Stück Land‘) abbilden, zeugt bereits von einer bestimmten Auffassung vom Gärtnern. Veränderungen in der Welt machen nicht Halt vor dem Garten, denn auch er ist nur Teil des großen Gartens, der Welt.

Laut Verlagsangaben richtet sich das Buch an Kinder ab 6 Jahren, doch wer sich als ‚großes Kind‘ darauf einlassen mag, für den ist das Buch eine philosophische Einladung, das Thema Garten groß zu denken. Man kann aber auch einfach nur immer neue Details entdecken und den Suchaufforderungen und Spuren auf der Textseite in die Bildseite hinein folgen. Das allein kann schon ein großes Vergnügen sein. (US)

Gilles Clément & Vincent Gravé: Ein großer Garten,

ISBN 978-3-7913-7334-8

25 €

www.prestel.de

„Wintergemüse anbauen. Gute Planung – reiche Ernte“

Burkhard Bohne, der Gärtnermeister des Arzneipflanzengartens der Universität Braunschweig beschreibt in seinem aktuellen Buch die Tücken und Freuden des Wintergemüseanbaus. Gewohnt gründlich und gut strukturiert gibt er dem Leser Anleitung zum Anbau von Salaten, Kräutern und Gemüsen in der kalten Jahreszeit.

Bohne begleitet den Gartenfreund von der Bodenvorbereitung bis zur Lagerung des Ernteguts. Er zeigt ausführlich und stets gut bebildert wie, und vor Allem wann, welche Pflanzen gesät, abgehärtet und ausgepflanzt werden müssen. Einfache Hilfsmittel zum Kälteschutz werden gut nachvollziehbar mit illustrierten Bauanleitungen vorgestellt. Ein wichtiger Punkt, da sich ohne jeglichen Schutz die Winterernte auf nur wenige extrem frostharte Sorten wie z.B. Grünkohl, Porree oder Petersilie verknappen würde.

Der Bau eines Frühbeetes, die Aufstellung von Folientunneln oder die Errichtung eines einfachen Kaltgewächshauses erweitert die Pflanzenvielfalt der Winterkultur erheblich. Auch Freunde frischen Wintergemüses ohne eigenen Garten bekommen Anleitung zur Kultur auf dem Balkon und der Fensterbank. Intensiv geht der Autor auf die Vielfalt der Keim- und Grünsprossenaufzucht ein. Er zeigt, wie es möglich ist, mit einfachsten Mitteln wahre „Vitaminbomben“ auf der Fensterbank zu ziehen.

Die traditionelle Einlagerung von Wurzelgemüsen in Sandkästen im kühlen Keller wird hier ebenso vorgestellt wie der Bau von Erdmieten im Garten. Eine höchst raffinierte Methode der Einlagerung mit fortwährender Ernte im Winter erfahren wir über den Chicoree: komplett im Spätherbst abgeerntet schlägt man die Pflanzen mit beschnittenen Blättern und gekappten Wurzeln im dunklen, kühlen Keller in Sandeimern ein. Dann holt man portionsweise Pflanzen in die warme Küche, stellt sie ins Wasser und schützt sie vor zu viel Licht. Nach ca. zwei Wochen hat man knackig frischen Salat.

Die vielfältigen Konservierungsarten wie die milchsaure Vergärung, die Trocknung und das Einkochen werden ebenso gezeigt.

Im zweiten Teil des Buches sehen wir 77 Pflanzenportraits, jeweils mit wichtigen Informationen zur Kultivierung wie etwa die Bodenanforderung, mögliche Beetpartner, die Pflege bei Schädlingsbefall, die Methoden der Ernteverlängerung bis hin zu Verwendungsmöglichkeiten des Ernteguts.

Insgesamt besticht das Buch durch seinen klaren Aufbau, die schnörkellose Sprache und eine exzellente Bildauswahl. Ein wichtiger Ratgeber zu umweltschonender Selbstversorgung! (NB)

Burkhard Bohne: Wintergemüse anbauen. Gute Ernte – reiche Ernte.

ISBN 978-3-8338-6705-7

19,99 €

www.gu.de

Alte Staudenschätze

Zu seinem 150jährigen Verlagsjubiläum 2018 legt der Ulmer Verlag in Stuttgart ein Standardwerk von besonderer Schönheit und Wissensfülle vor: „Alte Staudenschätze“. Verlag und Autoren schauen damit zurück in die Geschichte der Staudengärtnerei, aber gleichzeitig in die Zukunft der Gartenbegeisterung.

Bereits in fünfter Generation bringt der von Eugen Ulmer 1868 gegründete Verlag das Wissen über Gartenbau und Landwirtschaft mittels Fachbüchern, Zeitschriften und Lehrmaterialien fundiert zu den Menschen. In den Anfängen des Verlages kurz vor der Reichsgründung war die Medienwelt technologisch im Umbruch, so wie sie heute gegenüber der Herausforderung der Digitalisierung reagieren muss. In einer immer schneller werdenden Welt müssen Verlage einen Spagat zwischen allen Ansprüchen und Zukunftswegen eingehen. Und doch hat auch das haptische Buch darin seinen Platz, aber nur dann, wenn es technisch gut gemacht, kompetent geschrieben und sinnlich erfahrbar, also durch und durch verlässlich ist.

Solch ein Buch präsentieren der Verlag und die beiden Autoren mit ihrem Staudenwerk – gleichzeitig mit dem auch 2018 bei Ulmer vorgelegten Standardwerk „Großes Rosenbuch“ (Barlage). Die Autoren sind Staudenexperten aus ihrem jeweiligen Blickwinkel. Frank von Berger kommt von der eher theoretischen Seite her, obwohl der Agraringenieur und Gartenjournalist im badischen Freiburg i. Br. gartenbaubetriebliche Wurzeln hat. Dieter Gaißmayer ist praktischer Staudengärtner mit Leib und Seele und betreibt seit 1980 die gleichnamige Staudengärtnerei im schwäbischen Illertissen. Dort vereint er neben der Staudengärtnerei alles, was sich ein Gartenliebhaber erträumt: Schaugarten, Museum, Pflanzenversand, Ökologische Kultivierung, Bibliothek, Veranstaltungen oder Gartenpost bis hin zur regionalen Vernetzung mit historischen Gärten und gastronomischen Angeboten.

In drei Themenfeldern breiten Gaißmayer und Berger ihr Wissen über historische Stauden aus: am Anfang die Geschichte der Staudenzüchtung, dann die vielfältigen alten Stauden im Porträt und zum Schluss deren konkrete Verwendung in Gärten. Den fulminanten Einstieg liefern eine Kulturgeschichte der Gartenpflanzen sowie ein Überblick über historische Wildstauden. Es folgen Kapitel über wichtige Pflanzensammler und Pflanzenjäger von Apothekern bis Forschern sowie über berühmte Pioniere der Staudenzüchtung. Dabei darf auch der deutsche Staudenphilosoph Karl Foerster nicht fehlen, dessen Garten und Haus in Potsdam-Bornim wieder rekonstruiert zu besichtigen ist. Dem Lebenswerk „Karl-Foerster-Garten“ (Luckner-Kühn) hat Ulmer ebenso 2018 einen Reiseführer mit Staudenbeschreibung gewidmet, der das hier vorgelegte Werk kongenial ergänzt. Kapitel zu verschiedenen Ausprägungen von Stauden (gefüllt, panaschiert, buntlaubig) sowie historische und moderne Züchtungen und Vermehrung von Mendel bis Gaißmayer runden das Bild ab.

Den Hauptteil des Buches bildet ein spannendes historisches und anwendungsorientiertes Lexikon vieler alter Staudensorten. Es ging um Vielfalt, aber auch um Begrenzung, um die Möglichkeit des Erwerbs im Handel und damit um einen Beitrag zum Erhalt traditioneller Sorten durch Leser und Gärtner. Adonisröschen, Stockrosen, Anemonen, Schwertlilien, Akelei, Glockenblume, Funkien, Maiglöckchen, Rittersporn, Mannstreu, Leberblümchen, Gedenkemein, Phlox, Himmelsleiter, Mutterkraut, Hahnenfuß, Heiligenkraut und andere mehr füllen das umfangreiche, aber dennoch handhabbare Werk. Jeweils werden die Pflanzen mit Geschichte und Geschichten, Symbolik und Herkunft, Züchtung und Anwendung, Kultur und Kunst sowie ihrem Bezug zu besonderen Menschen kompakt vorgestellt. Damit weist der Hauptteil weit über den lexikalischen Charakter heutiger Zeit hinaus.

Der letzte Themenblock führt in die Verwendung alter Stauden in ihrer gärtnerischen Gesamtheit. Es geht um Gestaltungsmöglichkeiten und Kaufhinweise, um Pflege (Vermehrung, Schnitt, Schutz) und Gestaltung, Stauden in Pflanzgefäßen und einen abschließenden Serviceteil. In ihrer Kombination werden Stauden in Duftgärten, Bauerngärten, Heilgärten, Cottagegärten, in Verbindung zu Alten Rosen sowie im Hinblick auf den New German Style vorgestellt. Alles in allem breiten Gaißmayer und Berger eine konzentrierte Fülle von historischem Wissen aus der Literatur bis hin zur praktischen und erprobten Anwendung alter Stauden aus, so dass es den Leser kaum auf dem Sofa sitzen lässt.

Die Begeisterung über die alten Staudensorten springt über: der Blick auf die seit hundert Jahren und mehr kultivierten Pflanzen ist auch ein Blick auf das Bewährte und Erfahrene und zu den eigenen Wurzeln. Der Wunsch der Menschen in einer immer schnelleren und unübersichtlicheren Welt sich auf etwas einlassen zu können, was authentisch und verlässlich ist, wird immer größer. Und neben den jährlichen Neuzüchtungen ist es auch beim Gärtnern immer wieder schön, sich auf etwas verlassen zu können, was schon unsere Vorfahren geschätzt haben. Auch davon handelt dieses Buch. (CA)

Dieter Gaißmayer, Frank M. von Berger: Alte Staudenschätze

ISBN 978-3-8186-0083-9

39,90 €

www.ulmer.de,

„Deutschlands Flora amabilis. Hundert Pflanzen, die Sie kennen sollten“

FLORA AMABILIS oder anders ausgedrückt – Liebliche Flora – so lautet der Titel dieses kleinen handlichen Buches. Eine gezeichnete Blüte von Parnassia palustris (Sumpf-Herzblatt) ziert den hellgrün gehaltenen Umschlag und kennzeichnet es als ein Pflanzenbuch. Aber nicht irgendeines, sondern ein ganz besonderes. Der Autor dieses Buches, Adrian Möhl, ist Botaniker, Wissenschaftler, Zeichner und Naturpädagoge sowie ein ausgezeichneter Kenner der mitteleuropäischen Flora. Er studierte an den Universitäten Neuchâtel und Bern Pflanzensystematik und Biogeographie und beschäftigt sich besonders mit mitteleuropäischer Flora, sein Wirkungsbereich ist der Botanische Garten in Bern.

Von 4.100 vorwiegend krautigen Wildarten 100 Pflanzenarten auszuwählen, ist eine schwere Entscheidung – so die Meinung Adrian Möhls. Und das wird auch jeder Botaniker bestätigen können. Dem Autor ist eine hervorragende Symbiose zwischen Wissenschaftlichkeit und Erzählkunst gelungen. Für jede Pflanzenart hat er auf einer Buchseite einen kurzen informativen und unterhaltsamen Text formuliert, diese kenntnisreichen und zuweilen humorvollen Betrachtungen nennt Möhl selbst „Gedankenspaziergänge“. Auf der gegenüberliegenden Buchseite sind originalgetreue Zeichnungen – z.T. koloriert – von der jeweiligen Pflanzenart als Einzelexemplar oder als Gruppe wiedergegeben worden. Dadurch erleichtert es dem Benutzer dieses Buches, auf Wanderungen oder Spaziergängen Pflanzen sicher zu erkennen und zu benennen. Und die Illustrationen von Denise Sonney – nach ihrem langjährigen Berufsleben im Bildungsbereich widmet sie sich heute neben ihrer Familie und dem Wandern dem Zeichnen und Schreiben – sind schlichtweg entzückend: Man spürt geradezu die Sorgfalt und Liebe, mit der die Zeichnerin hier ans Werk ging.

In der Mitte der Textseiten – hervorgehoben in Großbuchstaben – steht für jede Pflanzenart ein spezifischer Ausspruch. Dazu eine Kostprobe:

– KEINER WARTET SCHÖNER: steht für Cichorium intybus – die Wegwarte oder

– GEBROCHEN IM MOOR: steht für Narthecium ossifragum – den Beinbrech oder

– STINKENDE ZISTERNE UND FLAUSCHIGER LODEN: steht für Dipsacus fullonum – die Wilde Karde.

Im Buchhandel und in Bibliotheken sind Pflanzenbücher reichlich erhältlich. Das vorliegende Buch jedoch hebt sich aufgrund der Pflanzenbeschreibungen und den faszinierenden Illustrationen besonders von allen sonstigen Exemplaren ab. Der Nutzer dieses Büchleins wird es so schnell nicht aus der Hand legen und es wird ihm ein Leben lang Freude bereiten, es ist der ideale Geschenk- und Mitnahmeband für alle Interessierten. Dem Autor Adrian Möhl, der Zeichnerin Denise Sonney und dem Buchverlag Haupt sei gedankt für die Erstellung und Herausgabe dieses Buches 2018. (CH)

Adrian Möhl: Deutschlands Flora amabilis. 100 Pflanzen, die sie kennen sollten

ISBN 978-3-258-08088-8

25 €

www.haupt.ch