Das Insektensterben ist ein globales Thema, doch auf kleinem Raum kann jeder mit wenig Aufwand etwas für Artenvielfalt und Naturschutz tun. Auf großes Echo stieß die Veranstaltung „Insektenfreundlich gärtnern“ der Charlottenburger Kolonie Gerickeshof. Der Vorstand und die Gartenfachberaterin Dr. Heidrun Simon hatten am 3. Oktober Experten des Landesverbandes Berlin der Gartenfreunde, der Stiftung Naturschutz Berlin und der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft 1822 e.V. eingeladen. Bei schönstem Sonnenschein holten sich etwa 60 Gartenfreundinnen und Gartenfreunde Tipps zum insektenfreundlichen Gärtnern – coronakonform unter freiem Himmel und mit Mindestabstand.
„Bei der Vorbereitung haben wir gemerkt, dass es mehrere Projekte rund um insektenfreundliches Gärtnern, Wildblumen und Artenschutz gibt. Daraus entstand die Idee, gute Ansätze für Artenvielfalt zusammenzubringen und zum Mitmachen anzuregen“, so Nico Ofenbach, erster Vorsitzender der Kolonie in seiner Begrüßung. Er wies darauf hin, dass angedacht sei das Anlegen einer Wildblumenwiese als Teil der kleingärtnerischen Nutzung anzuerkennen. Mit gutem Beispiel sind bereits die Gartenfreunde Ingo und Kai Fellmann vorangegangen, die in diesem Jahr am Hauptweg der Kolonie ein Insektenhotel gebaut, eine Wildblumenwiese angelegt und Fledermauskästen und Vogelnistkästen angebracht haben.
Projekt „Mehr Arten im Garten“
„Jeder und Jede kann leicht etwas für Artenvielfalt im Garten tun“, so Peter Beil, stellvertretender Bezirksgartenfachberater in Spandau. Er ist zudem Projektleiter für den neu entstehenden Lehrgarten des Landesverbandes Berlin der Gartenfreunde. Im Mai 2021 soll dieser am Sitz des Landesverbandes am Spandauer Damm eingeweiht werden. „Gemeinschaftlich lässt sich viel auf die Beine stellen. Über den Landesverband- und die Bezirksverbände können auch Zuschüsse beantragt werden. Wer mitmachen möchte oder Tipps zum insektenfreundlichen Gärtnern braucht, darf sich jederzeit gerne mit Fragen und Ideen melden“, so Beil.
„Mehr Arten im Garten“ heißt das Saatgutprojekt der Stiftung Naturschutz Berlin, das seit Winter 2019 in Kooperation mit dem Landesverband Berlin der Gartenfreunde durchgeführt wird. Mittlerweile machen über 60 Kolonien mit. Reinhard Schubert, der stellvertretende Vorsitzende der Stiftung Naturschutz, stellte gemeinsam mit Felix Riedel, dem wissenschaftlichen Mitarbeiter der Koordinierungsstelle Fauna, die Idee vor. „Zwei, drei Quadratmeter magerer Boden genügen bereits“, so Felix Riedel. „Bereiten Sie die Fläche vor, lassen sie eine Weile ruhen und säen noch im Herbst oder zeitigen Frühling aus. Die Mischung ist so zusammengestellt, dass es vom Frühling bis zum Herbst blüht.“ Eine kleine Wildblumenfläche sei das beste Mittel, um dem Insektensterben etwas entgegenzusetzen. Und er ergänzte: „Wenn wir nichts tun, wird dem Insektensterben zeitversetzt ein Vogelsterben folgen.“
Projekt „Tausende Gärten – Tausende Arten“
„Viele heimische Pflanzen locken bestimmte Tierarten an. Der Schmetterling Kleiner Fuchs liebt zum Beispiel die Wiesen-Flockenblume“, so Bettina de la Chevallerie, Geschäftsführerin der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft 1822 e.V.. Sie präsentierte das bundesweite Projekt „Tausende Gärten – Tausende Arten“. „Machen Sie mit: Es gibt wunderschöne heimische Wildpflanzen, die auch in Ihrem Staudenbeet schön zur Geltung kommen, wie etwa Glockenblumen, Heilziest oder Natternkopf“, so die Gartenexpertin.
Die Idee hinter „Tausende Gärten – Tausende Arten“: Heimische Wildpflanzen zu den neuen Stars im Garten machen und durch naturnahes Gärtnern die Vielfalt der Arten stärken. Neben Saatgut, soll es im kommenden Jahr auch heimische regionale Wildstauden in Gartenmärkten zu kaufen geben. In Berlin machen bereits die Bio-Gärtnerei Hirschgarten und die Gärtnerei Hofgrün mit. Die Pflanzen der Gärtnerei Hirschgarten werden u.a. über die Märkte der Biocompany zu beziehen sein. Eine Gartenfreundin aus dem Publikum schlug vor, Pflanzkisten zum Bestellen anzubieten – ähnlich den Gemüsekisten, die manche Biobauern anbieten. Mit Saatgut und vielen Tipps im Gepäck gingen die Besucherinnen und Besucher voller Tatendrang in ihre Gärten.
Bild 1: Das Interesse der Gartenfreundinnen und Gartenfreund der Kolonie Gerickeshof war groß.
Bild 2: Nico Ofenbach (1. Vorsitzender Kolonie Gerickeshof), Felix Riedel (Stiftung Naturschutz Berlin), Bettina de la Chevallerie (Deutsche Gartenbau-Gesellschaft DGG 1822) und Peter Beil (Projektleiter Lehrgarten, Landesverband Berlin der Gartenfreunde) (vlnr)
Projekt der Stiftung Naturschutz Berlin in Kooperation mit dem Landesverband Berlin der Gartenfreunde. Mail: Regina.otters@stiftung-naturschutz.de
Das Projekt wird im Bundesprogramm Biologische Vielfalt vom Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums gefördert. Mail: info@tausende-gaerten.de