Berlin. Die Festveranstaltung im Rahmen der 198./199. Jahreshauptversammlung der Deutsche Gartenbau-Gesellschaft 1822 e.V. (DGG) konnte am 15. Oktober endlich wieder von Mainau- Geschäftsführerin Bettina Gräfin Bernadotte und DGG-Präsident Klaus Neumann eröffnet werden. Gleich aus zwei Jahren wurden verschiedene Preise verliehen. Das bereits auf der BUGA-Erfurt auserkorene Gewinnerbuch 2021 des DGG Buchpreises heißt „Von Gartenzimmern und Zaubergärten“ von Helga Schütz. Den Sonja- Bernadotte-Preis erhielt in diesem Jahr Monika Grünenfelder, Geschäftsführerin des Netzwerks Bodenseegärten e.V., der DGGMedienpreis 2021 ging an Juliane Sturmhöfel und Célia Duarte für ihren Podcast Sauercrowded. Die krönende Festrede hielt MinDir. Dr. Christiane Paulus vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit.
In ihrer Begrüßungsrede betonte Mainau-Geschäftsführerin Bettina Gräfin Bernadotte die Bedeutung des Gartens und des Gärtnerns für die Gesundheitsfürsorge der Menschen. Präsident Prof. Klaus Neumann bedankte sich für die Unterstützung der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft durch die Mainau GmbH und formulierte für die Zukunft: „Wir wollen nun gemeinsam „200 Jahre Engagement“ für Natur und Garten, für Gärten und Gartenkultur angehen und darüber hinaus auch für das 21. Jahrhundert eine nachhaltige Gesellschafts-und Umweltentwicklung gestalten“.
Der Sonja-Bernadotte-Preis 2021 ging an Monika Grünenfelder, der Geschäftsführerin des Netzwerks Bodenseegärten e.V. Laudator Andreas Jung, MdB, hob ihre besondere Leistung und ihr außergewöhnliches Engagement für den Bodenseetourismus hervor: „Die Verleihung des Sonja- Bernadotte-Preises an Monika Grünenfelder im Jahr 2021 bedeutete nicht nur eine Würdigung für den Einsatz der langjährigen Geschäftsführerin und Ideengeberin der Bodenseegärten, sondern auch eine Auszeichnung der Arbeit des gesamten Vereins für das ökologische Gärtnern und die Erhaltung bzw. Vermittlung von Gartenwissen rund um den Bodensee. Hervorzuheben sind auch grenzüberschreitende Schulgartenprojekte der Bodenseegärten, wie z.B. der Wettbewerb „Schul- und Kinder-Gärten“ oder die Kooperation mit der aus Niederösterreich stammenden Initiative „Natur im Garten“. Die Auszeichnung strahlt motivierend in alle Nachbarländer, dem Vorbild zu folgen und das Gartenthema mit allen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten zu fördern“.
Auch die Sonja-Bernadotte-Preisträgerin 2020 Dr. Charlotte Bergmann konnte nun endlich für ihren Einsatz als Leiterin des Umweltzentrums „Drei Eichen“ im brandenburgischen Buckow öffentlich gewürdigt werden. Dieses hat über die Grenzen Deutschlands eine besondere Strahlkraft für Kinder und Jugendliche und steht im Einklang mit „Wege zur Naturerziehung“, lobt die Laudatorin Dr. Birgitta Goldschmidt. Dr. Bergmann ist zertifizierte deutsch-polnische Wildnis-Pädagogin. Neben Naturerfahrungen zielt die Wildnispädagogik aber auch auf den Aufbau von Selbstvertrauen und der persönlichen Entwicklung. Programme für Väter mit ihren Kindern und internationale Wildniswochen mit Jugendlichen aus dem nahen Polen runden das innovative Portfolio von „Drei Eichen“ ab.
Der DGG-Medienpreis 2021 wurde an die Macherinnen des Podcast „sauercrowded“ verliehen. Dieser bespielt den Reigen von Garten, Selbstversorgung und Nachhaltigkeit. Die beiden jungen Frauen Juliane Steinhöfel und Célia Duarte berichten darin von ihren Erfahrungen im eigenen Garten und zeigen auf, wie man im eigenen Umfeld – insbesondere in Garten und Küche – nachhaltig wirtschaften und leben kann. Jung, frisch, unterhaltsam, leicht und flott – so nehmen uns Jule und Célia mit auf die spannende und erfüllende Reise durch ihren kleinen Kosmos und machen Lust darauf, es selbst auszuprobieren. Sehr hilfreich ist auch, dass alle Podcast-Texte auf der Homepage http://www.sauercrowded.de/ veröffentlicht werden. So können Details noch einmal in Ruhe nachgelesen werden. Die Preisträgerinnen drückten ihre Freude über den Preis in Form einer digitalen Grußbotschaft aus.
Der bereits im Jahr 2020 ausgezeichnete Medienpreisträger Philipp Juranek präsentierte sich ebenfalls mit einer digitalen Grußbotschaft und bedankte sich für die Auszeichnung seiner NDR Reportage „Der Traum vom Naturgarten – Eine Chance für Wildbienen, Schmetterlinge und Co“. Die Dokumentation des Autors begleitet die Naturgartenplanerin Susanne Reiter zu einigen ihrer Kund*innen und zeigt, wie aus langweiligen Grünflächen nach und nach artenreiche Paradiese mit heimischen Pflanzen entstehen.
Im abschließenden Festvortrag von MinDir. Dr. Christiane Paulus forderte die Leiterin der Abteilung Naturschutz und nachhaltige Entwicklung im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit dazu auf, sich am Bundesprogramm für Biologische Vielfalt und dem neuaufgelegten Masterplan Stadtnatur zu beteiligen. Sie hob die Bedeutung von Gärten für den Erhalt der Biodiversität und dem Schutz der Artenvielfalt hervor.
Sehr geehrte Gräfin Bernadotte, sehr geehrter Herr Professor Neumann, meine Damen und Herren,
wenn die Deutsche Gartenbau-Gesellschaft einlädt, über Biodiversität und Artenverlust auf der Insel Mainau zu sprechen, ist das auf der einen Seite ein hochaktuelles und politisch durchaus brisantes Thema. Auf der anderen Seite verweist es zurück auf die Arbeit der DGG seit nunmehr fast 200 Jahren.
Schon 1822 hat sich der „Verein zur Beförderung des Gartenbaues im Preußischen Staate“ das Ziel gesetzt, Gartenbau und der Gartenkultur zu verbessern und zu verbreiten. Neben vielen anderen haben Alexander von Humboldt – als früher Biodiversitätsexperte auch heute noch aktuell – und Peter Lenné Impulse gesetzt. Auch die Bundesgartenschauen gehen letztlich auf Anstöße aus dem Verein zurück.
Die Mainau wiederum ist Naturschützern nicht nur wegen ihrer Schönheit und Vielfalt bekannt, sondern auch durch die „Grüne Charta von der Mainau“, die vom damaligen DGGPräsidenten Lennart Graf Bernadotte initiiert wurde und für den Stellenwert von Natur und Arten in der Nachkriegszeit von großer Bedeutung war. Unter seiner Ehefrau und Nachfolgerin Sonja Gräfin Bernadotte stellte die DGG ihre Arbeit dann unter den erweiterten Leitgedanken „Gärtnern um des Menschen und um der Natur willen“ – ein Leitbild, das heute aktueller ist denn je.
Denn die biologische Vielfalt ist eine wesentliche Grundlage für das Leben der Menschen. Durch den fortschreitenden Verlust der biologischen Vielfalt, setzen wir uns nicht tolerierbaren ökologischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgen aus. Der fortschreitende Verlust der Biodiversität ist neben der Klimakrise die größte Herausforderung der Menschheit. Schon seit Jahren überschreiten wir hier die planetaren Grenzen.
Der Bericht des Weltbiodiversitätsrates zum weltweiten Zustand von Biodiversität und Ökosystemleistungen aus dem Jahr 2019 hat auf der Grundlage von Beiträgen von 455 Autorinnen und Autoren aus 50 Ländern und Auswertungen von 15 000 wissenschaftlichen und staatlichen Quellen gezeigt, dass bis zu eine Million Tier- und Pflanzenarten weltweit vom Aussterben bedroht sind, viele davon bereits in den nächsten Jahrzehnten. Zudem sind drei Viertel der Landoberfläche weltweit und zwei Drittel der Meeresfläche stark verändert. Mehr als 85 Prozent der Feuchtgebiete sind bereits verloren gegangen.
Für Deutschland hat der nationale Bericht zur Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie für die Berichtsperiode 2013-2018 gezeigt, dass nur ein Viertel der Tierarten in einem günstigen Erhaltungszustand sind. Für fast zwei Drittel steht die Ampel auf gelb oder rot, das heißt sie sind in einem unzureichenden oder schlechten Zustand. Das betrifft vor allem Schmetterlinge, Käfer und Libellen. Bei den Lebensräumen sieht es ähnlich aus. Fast 70 Prozent (bezogen auf die Anzahl) der in Deutschland vorkommenden Lebensräume weisen einen unzureichenden oder schlechten Zustand auf. In einem günstigen Zustand befinden sich dagegen insbesondere die großflächig verbreiteten Buchenwaldlebensraumtypen und einige alpine Räume.
Lange war der Blick des Naturschutzes vor allem auf die Natur in der offenen und bewaldeten Landschaft, auf die großen Schutzgebiete wie Nationalparks und Biosphärenreservate, aber auch auf die landwirtschaftlich genutzten Flächen gerichtet. Städte wurden eher als naturfern angesehen. Das ist heute ganz anders. Die Stadtnatur ist in ihrer Bedeutung für Natur und Arten anerkannt. Und in diesem Rahmen spielen natürlich auch die Gärten in den großen und kleinen Siedlungen eine wichtige Rolle.
Stadtnatur bereichert das Leben in der Stadt. Vielfältiges naturnahes Grün bedeutet mehr Lebensqualität – und diese gilt es zu erhalten und zu stärken. Zur Unterstützung der Kommunen bei der Erhaltung und Entwicklung von Stadtnatur hat das Bundesumweltministerium den Masterplan Stadtnatur entwickelt: ein 26 Punkte umfassendes Maßnahmenprogramm. Für uns ein Meilenstein, der aufzeigt, wo Handlungsbedarf besteht und was getan werden soll.
Auch wenn in den letzten Jahren das Interesse an naturnahen Gärten wächst, werden bisher die wenigsten Bereiche artenreich und vielfältig gestaltet. Dabei bieten Gärten, Balkone, Freiflächen und Plätze in unseren Städten die Möglichkeit, mit einfachen Mitteln die Vielfalt der einheimischen Flora und Fauna zu schützen und zu fördern.
Der unmittelbare Kontakt zur Natur bei Jung und Alt ist für ein besseres Verständnis für Natur- und Umweltzusammenhänge und nicht zuletzt für die Ausbildung eines Naturbewusstseins unerlässlich. Sowohl öffentliche Grün- und Freiflächen als auch Privatgärten haben ein großes Potential, das wir nutzen sollten. Insbesondere im öffentlichen Raum sollte auf eine multifunktionale Nutzung der knappen Flächen gesetzt werden.
Ein Problem sind die immer häufiger zu findenden sogenannten Schottergärten, die aufgrund ihrer vermeintlich leichteren Pflege gerne einem naturnahen Garten vorgezogen werden. Schottergärten sind jedoch meist naturfern und artenarm und stehen daher im Widerspruch zu den naturschutzfachlichen Zielen des Bundesumweltministeriums. Oft spielt bei der Entscheidung einen Schottergarten anzulegen, auch Unwissenheit und Unsicherheit über die Anlage und Pflege eines naturnahen Gartens eine große Rolle. Durch Öffentlichkeitsarbeit können wir gemeinsam dafür sorgen, dass das Bewusstsein und die Begeisterung für naturnahes Gärtnern wachsen.
In einem aktuellen Forschungsvorhaben sind wir im BMU dabei, einen „Werkzeugkasten“ mit Handlungsempfehlungen und Leitfäden für Stadtnatur zu entwickeln, der Informationen für die unterschiedlichen Akteurinnen im Bereich Stadtnatur bündeln und übersichtlich darstellen soll. Der Werkzeugkasten soll dazu beitragen, dass insbesondere auch bei kommunalen Entscheidungsträgerinnen das Bewusstsein für Stadtnatur wächst.
Parallel zum Masterplan Stadtnatur hat die Bundesregierung mit dem Aktionsprogramm Insektenschutz im September 2019 das bisher umfangreichste und wirksamste Maßnahmenpaket zum Schutz von Insekten und ihrer Artenvielfalt beschlossen. Sein Ziel ist eine Trendumkehr beim Rückgang der Insekten und ihrer Artenvielfalt.
Das Programm umfasst die Wiederherstellung und Vernetzung von Insektenlebensräumen in der Agrarlandschaft als auch in anderen Landschaftsbereichen –beispielsweise in Siedlungen. Es beinhaltet dabei eine Reduktion von Pestiziden und Stoffeinträgen, eine Minderung der Lichtverschmutzung und auch eine verbesserte Finanzierung – bspw. für die Insektenforschung. Darüber hinaus zielt es darauf, das Engagement der Bevölkerungen für den Schutz von Insekten und ihrer Artenvielfalt zu stärken.
Die Umsetzung vieler verschiedener Maßnahmen des Aktionsprogramms ist weit fortgeschritten oder bereits abgeschlossen. Ein wichtiger Meilenstein ist die Verabschiedung des so genannten „Insektenschutzpaketes“, also der rechtlichen Umsetzungssäule des Programms.
Um das Engagement für Biodiversität und Artenvielfalt zu unterstützen hat das Bundesumweltministerium vor zehn Jahren das Bundesprogramm Biologische Vielfalt aufgelegt. Am 15. Februar 2011 wurde die erste Förderrichtlinie des größten deutschen Förderprogramms für den Naturschutz veröffentlicht, seitdem sind rund 120 Millionen Euro Bundesmittel in mehr als 120 Projekte mit 314 Teilvorhaben geflossen, die bundesweit zum Schutz von Arten, Lebensräumen und Ökosystemleistungen umgesetzt wurden.
Die geförderten Maßnahmen tragen dazu bei, den Rückgang der biologischen Vielfalt in Deutschland zu stoppen und mittel- bis langfristig in einen positiven Trend umzukehren. Sie dienen dem Schutz und der nachhaltigen Nutzung sowie der Entwicklung der biologischen Vielfalt und gehen über die rechtlich geforderten Standards hinaus. Akzeptanzbildende Maßnahmen der Information und Kommunikation tragen dazu bei, das gesellschaftliche Bewusstsein für die biologische Vielfalt zu stärken. Für Sie ist es sicher interessant zu wissen, dass vor kurzem ein neuer Förderschwerpunkt zum Thema Stadtnatur eingerichtet wurde.
Ich bin sehr froh, dass auch ein Projekt der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft im Bundesprogramm gefördert wird, das Projekt „Tausende Gärten – Tausende Arten. Die DGG führt das Projekt in Zusammenarbeit mit dem Wissenschaftsladen Bonn e.V. und der Agentur für nachhaltige Kommunikation tippingpoints GmbH durch. Darüber hinaus stellt der Naturgarten e.V. als Kooperationspartner sein Know-how zur Verfügung. Gemeinsam wollen die Projektpartner Bürgerinnen und Bürger bundesweit dafür begeistern, ihre Grünflächen naturnah zu gestalten – ob im Hausgarten, im Schrebergarten oder auf dem Balkon. Gärten, Balkone,
Firmengelände und öffentliches Grün bergen enorme Potenziale für die biologische Vielfalt. Diese ist für die einheimische Flora und Fauna von erheblicher Bedeutung. Das Interesse an naturnahen Gärten und Grünflächen wächst zwar, aber noch immer sind die wenigsten Gärten und Balkone so gestaltet, dass sich hier biologische Vielfalt entwickeln kann. Die Gründe: zu wenig Know-how und mangelnde Verfügbarkeit einheimischer Wildpflanzen auf dem Markt.
Das möchte die Kampagne „Tausende Gärten – Tausende Arten. Grüne Oasen, einheimische Tiere und Pflanzen!“ ändern. Mit ihrer Hilfe soll die naturnahe Gartenbewegung zum Trend werden. Von Pflanzen- und Saatgutbetrieben über Freizeitgärtnerinnen und -gärtnern, erfahrenen Naturgärtnerinnen und -gärtnern bis hin zu interessierten Bürgerinnen und Bürgern sind alle eingeladen, sich zu beteiligen. Die Kampagne ist auf sechs Jahre angelegt und das Gesamt-Finanzvolumen beträgt 2,25 Mio. Euro. Für ihr Ziel, immer mehr Gärten in Deutschland in artenreiche, naturnahe Oasen umzuwandeln, setzen die Projektpartner an konkreten Handlungsfeldern an:
Mit einer Online-Plattform soll ein aktives Akteurs- und Wissensnetzwerk aufgebaut und zusammengeführt werden.
Interessierte können sich dort registrieren, Gartenneulinge erhalten Tipps und Empfehlungen im Austausch mit erfahrenen Naturgärtnerinnen und Naturgärtnern.
Naturnah gestaltete Gärten werden durch den Kooperationspartner Naturgarten e.V. prämiert.
Um einer wachsenden Nachfrage nach regionalem Saatgut und heimischen Wildpflanzen gerecht zu werden, werden Saatgutbetriebe und Gärtnereien für die Herstellung von Regio-Saatgutmischungen und Pflanzensets gewonnen. Außerdem werden Gartenmärkte geworben, die ihr Angebot durch ein Wildpflanzensegment erweitern wollen. Das Projekt liefert ihnen Unterstützung bei der Vermarktung und bietet Weiterbildungen an.
Naturnahe Gärten werden zu einem Trend entwickelt: Dafür wird das Thema in vielfältiger Weise für die Öffentlichkeit aufbereitet: Infomaterialien, Pflanzpakete, aber auch Kurzfilme, Blogs, Veranstaltungen und Workshops sollen das Interesse für naturnahe Gärten wecken und Gartenbesitzerinnen und -besitzer dabei unterstützen.
Die Grundidee des Projekts ist: „Jeder Einzelne kann viel tun“. Diesen Ansatz unterstütze ich sehr. Sie schaffen mit der im Projekt entwickelten Informationskampagne ein Bewusstsein für die Bedeutung von naturnahe Gärtnern und geben gleichzeitig Tipps, wie jeder in seinem Garten oder auf seinem Balkon einen Beitrag zur Stadtnatur leisten kann.
Besonders wichtig ist dabei auch die Zusammenarbeit mit Wildpflanzenproduzenten und Gartencentern. Denn wenn die Nachfrage steigt, muss auch das Angebot an heimischen Wildpflanzen entsprechend vorhanden sein. Hiermit wird ein zentraler Aspekt für den Erfolg einer solchen Kampagne angegangen, denn bei dem bestehenden Angebot an Wildpflanzen besteht noch einiges an Nachholbedarf im Handel.
Wichtig ist außerdem, dass das Saatgut, das im Projekt verwendet wird, aus der gleichen Region stammt. Dadurch ist sichergestellt, dass es optimal an die hier herrschenden Bedingungen und an seine Bestäuber angepasst ist und es trägt dazu bei, die genetische Vielfalt innerhalb der Pflanzenarten zu erhalten.
Wir haben in den letzten Jahren durch verschiedene Projekte und Forschungsvorhaben viel Wissen über die Bedeutung von Wildpflanzen erwerben können, aber mit der Zusammenarbeit mit Produzenten und Handel, gehen Sie einen entscheidenden Schritt weiter. So kann die Theorie auch in die Praxis umgesetzt werden.
Abschließend möchte ich noch einen Blick in die Zukunft werfen. Dass ich dies heute nicht in den Mittelpunkt des Vortrags gestellt habe, werden Sie verstehen – im Prozess der Regierungsbildung durch Sondierungen und Koalitionsverhandlungen ist es natürlich kaum möglich Ihnen vorzustellen, was die Bundesregierung oder das Bundesumweltministerium in den nächsten Jahren planen.
Dennoch ein kurzer Blick in die Zukunft: In diesen Tagen beginnt in China die 15. Vertragsstaatenkonferenz des UN Übereinkommens über die biologische Vielfalt. Durch die Corona-Pandemie musste diese wichtige Tagung mehrfach verschoben werden. Und sie wird auch nicht nach 2 Wochen beendet werden, sondern ein Abschluss ist erst für April nächsten Jahres vorgesehen, da wirkliche Verhandlungen vor Ort immer noch nicht möglich sind. Ich spreche diese Konferenz an, weil dort der weltweite Rahmen für die Politik für die biologische Vielfalt bis 2030 festgelegt werden wird. Das hat natürlich auch Auswirkungen auf Deutschland, da wir die globalen Vorgaben bei uns dann umsetzen wollen. Wir werden auch eine neue Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt erarbeiten und nach einer breiten Öffentlichkeitsbeteiligung beschließen.
Sehr klar ist auch, dass die Wechselwirkungen zwischen Klimawandel, Klimaschutz und der biologischen Vielfalt ein zentrales Thema der nächsten Jahre bilden werden. Hier gilt es, intelligente Lösungen zu finden, die zur Lösung beider Menschheitsherausforderungen beitragen.
Schließlich wird auch die Finanzierung des Naturschutzes und der Biodiversitätspolitik in den nächsten Jahren eine wichtige Rolle spielen. Wir brauchen klare Regeln und wir brauchen finanzielle Anreize, wenn wir die Trendwende beim Biodiversitätsverlust schaffen wollen. Und wir brauchen Kampagnen für Naturbewusstsein und für ein Handeln für Natur und Arten, wie Sie das im Projekt „Tausende Gärten – Tausende Arten“ beispielhaft aufgesetzt haben.
Ich weiß, dass die Deutsche Gartenbau-Gesellschaft ein Akteur ist, der sich für Natur, für Arten und für biologische Vielfalt einsetzt. Dafür danke ich Ihnen und wünsche Ihnen bei Ihren Aktivitäten viel Erfolg – und eine weiterhin interessante und spannende Jahrestagung.
Alle Bildquellen DGG: Bild 1 Gruppenfoto mit Preisträgerinnen: Gabriele Thöne, Prof. Dr. Klaus Neumann, Dr. Christiane Bergmann, Bettina Gräfin Bernadotte, Monika Grünenfelder, Bild 2 SB-Preisträgerin 2020: Bettina Gräfin Bernadotte, Dr. Charlotte Bergmann, Dr. Birgitta Goldschmidt, Bild 3:SB_Preisträgerin 2021 Bettina Gräfin Bernadotte, Monika Grünenfelder, Andreas Jung, MdB., Bild 4: Dr.