Mit einem ganztägigen Symposium in Frankfurt am Main hat die Deutsche Gartenbau- Gesellschaft 1822 e.V. (DGG) gemeinsam mit ihren Partnern feierlich die Erfolge des im Bundesprogramm Biologische Vielfalt geförderten Projekts „Tausende Gärten – Tausende Arten (TGTA)“ gewürdigt – und zugleich den Blick nach vorne gerichtet. Über 100 Teilnehmende aus Wissenschaft, Praxis, Politik und Zivilgesellschaft diskutierten, wie die im Projekt entstandene Bewegung verstetigt und weiterentwickelt werden kann. Eröffnet wurde die Veranstaltung von DGG-Präsident Karsten Möring, Sabine Riewenherm, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz, und Tina Zapf-Rodriguez, Dezernentin für Klima, Umwelt und Frauen der Stadt Frankfurt.
Stimmen aus Politik und Naturschutz: Gärten als Schlüssel zur Biodiversität
DGG-Präsident Karsten Möring: „Lassen Sie uns heute diesen Tag feiern und zugleich als Startpunkt verstehen – für eine Zukunft, die naturnahe Gärten und Parks und die Verwendung von heimischen Wildstauden mit Klimaresilienz verbindet. Ich danke Ihnen allen für Ihr Engagement und dafür, dass wir gemeinsam gezeigt haben: Tausende Gärten können tausende Arten sichern und tausende Menschen inspirieren!“.
Sabine Riewenherm, Präsidentin des Bundesamts für Naturschutz, freute sich über den Erfolg des Projektes: „Das Projekt „Tausende Gärten – Tausende Arten“ der Deutschen Gartenbau- Gesellschaft 1822 e. V. hat in den vergangenen sechs Jahren wichtige Impulse für den Schutz der biologischen Vielfalt in Deutschland gesetzt. Gefördert im Bundesprogramm Biologische Vielfalt, wurde im Rahmen des Projekts deutlich, wie groß das Potenzial privater Gärten für den Erhalt heimischer Tier- und Pflanzenarten ist. Gärten sind mehr als nur Orte der Erholung – sie bieten Rückzugsräume für zahlreiche bedrohte Arten und leisten damit einen wertvollen Beitrag zum Naturschutz. Gleichzeitig zeigen die Projektergebnisse, dass Gärten auch Orte des gesellschaftlichen Austauschs, der Umweltbildung und des gemeinsamen Engagements sein können“.
Tina Zapf-Rodriguez, Dezernentin für Klima, Umwelt und Frauen, Stadt Frankfurt am Main hob hervor, dass sich auch in Frankfurt ein tiefes Verständnis für die Bedeutung ökologisch gestalteter Grünflächen entwickelt habe: „Wildwiesen und naturnahe Parks prägen heute das Gesicht der Stadt: Sie kühlen die Luft, fördern Artenvielfalt und laden die Menschen dazu ein, Natur mitten in der Stadt neu zu erleben. Frankfurt macht diesen Wandel sichtbar. Wo früher Sommerflor und Vielschnittrasen dominierten, blühen heute über 400 Hektar Wildwiesen. Graue Plätze verwandeln sich in lebendige Räume für Menschen und Tiere. Jede ökologische Insel ist ein Trittstein für eine blühende Zukunft“.
Anschließend stellte Bettina de la Chevallerie, Geschäftsführerin der DGG, das Projektteam vor. Neben dem Wissenschaftsladen Bonn e.V. und der Agentur für nachhaltige Kommunikation tippingpoints als verantwortliche Verbundpartner unterstützen die Kooperationspartner Heinz Sielmann Stiftung, der Verband deutscher Wildsamen- und Wildpflanzenproduzenten e.V. und der Naturgarten e.V. mit viel Knowhow das Projekt. Für ein gemeinsames Gruppenfoto standen auch Gartentester:innen und bei TGTA mitmachende Gärtnereibetriebe mit auf der Bühne.
Fachimpulse und Ausblick: Von Privatgärten bis Kommunen
Den Auftakt bildeten Grundsatzvorträge von Ulrike Aufderheide, Naturgartenplanerin und Autorin, sowie Ernst Rieger, Geschäftsführer der Rieger-Hofmann GmbH, die die ökologische Bedeutung und die Produktionsbedingungen gebietseigener Wildpflanzen beleuchteten. Darauf folgte ein thematischer Block zu Gärten als Hotspots der Biodiversität: Andrea Muno-Lindenau (Wissenschaftsladen Bonn e.V.) präsentierte Ergebnisse und Best-Practice-Beispiele aus Privatgärten, ein Film zeigte einen prämierten Naturgarten an der Lingestalsperre und Doris Lerch (TU Darmstadt) hob die Rolle naturnaher Gärten für die Förderung der heimischen Insektenfauna hervor. In einer Podiumsdiskussion mit Expert*innen aus der Umweltbildung (Jürgen Blum, Verein Umweltbildung), Naturschutzverbänden (Dr. John Dippell, BUND) dem Kleingartenwesen (Oliver Lang, Lang Mai Kleingartenstiftung Frankfurt) und dem Projekt TGTA (Bernd Assenmacher, Wissenschaftsladen Bonn e.V.) wurde der Nutzen für Stadtnatur und Bildung vertieft.
Nach der Mittagspause standen die Gartenmärkte im Mittelpunkt. Stefan Schuller (DGG) stellte das Qualitätssicherungssystem des Projekts vor, gefolgt von einem Film aus der Klostergärtnerei Alexianer in Köln. Paula Forscheln (HS Weihenstephan-Triesdorf) präsentierte Vermarktungsstrategien für gebietsheimische Pflanzen, bevor Vertreter*innen aus TGTAGärtnereien, Produktion und Handel mit Ernst Rieger, Paula Forscheln und Friedhelm Strickler in einer Podiumsrunde Chancen und Perspektiven diskutierten.
Am Nachmittag richtete sich der Blick auf die Kommunen: Bettina de la Chevallerie führte in die Kooperationen von TGTA mit Städten und Gemeinden ein, ergänzt durch einen rbb-Film über das Wildpflanzenbeet am Monbijouplatz in Berlin. Dirk Schneider vom Grünflächenamt Frankfurt stellte die Biodiversitätsstrategie seiner Stadt vor. In einer Podiumsdiskussion mit Vertreter*innen der Städte Köln (William Wolfgramm, Dezernent für Klima, Umwelt, Grün und Liegenschaften), Frankfurt (Dirk Schneider, Abteilungsleitung Planung und Bau) und Berlin (Jochen Flenker, Fachbereichsleitung Grünflächen) wurden praktische Ansätze für kommunale Strategien beraten. Herausgehoben wurde die immense Bedeutung der Städte und Kommunen über die Fachkompetenz der Grünflächenämter und im Schulterschluss mit der Stadtgesellschaft Strategien zur Förderung der Biodiversität konkret umzusetzen.
Zum Abschluss zog Dr. Dirk Louy, Vizepräsident der DGG, ein Resümee: „Die letzten Jahre haben gezeigt, wie groß das Potenzial von Gärten, Märkten und Kommunen für die Förderung der Artenvielfalt ist. Mit dem Symposium gehen wir den nächsten Schritt: Wir wollen die Bewegung verstetigen und gemeinsam mit Partnern weitere Projekte auf den Weg bringen.“ Die DGG versteht die Veranstaltung daher als Startschuss für eine langfristige Verwendung und Etablierung heimischer Wildpflanzen in Gärten und Grünflächen – und als Impuls, das bundesweite Netzwerk von Kommunen, Gartenmärkten, Gärtnereien und Bürger*innen weiter auszubauen.
Das Projekt „Tausende Gärten – Tausende Arten“ wird noch bis Ende 2025 im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums gefördert. Projektpartner sind die Deutsche Gartenbau-Gesellschaft 1822 e. V., der Wissenschaftsladen Bonn e. V. und die Agentur für nachhaltige Kommunikation tippingpoints. in enger Kooperation mit dem Naturgarten e. V., dem Verband Deutscher Wildsamen- und Pflanzenproduzenten (VWW) und der Heinz Sielmann Stiftung.